Steigende Nachfrage nach qualifizierten CROs (Chief Restructuring Officer)

ziegler-manfred Die Wirtschaftskrise setzt deutsche Unternehmen zunehmend unter Druck. Woolworth, Schiesser, Rosenthal, Arcandor, Escada, Quelle – das Who is Who der deutschen Wirtschaft vergangener Jahrzehnte gibt sich ein „Stelldichein“ beim Thema Unternehmens-Insolvenz.

Anlässlich der  Schlagzeilen über die Insolvenz von Quelle sprechen wir heute mit Dr. Manfred Ziegler. Er ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der Unternehmenssanierung.

Seit 1985 ist Dr. Ziegler Dozent für Controlling, Finanz- und Rechnungswesen.  2007 gründete er das Unternehmen conzima GmbH, dem er als Geschäftsführer vorsteht. Die conzima GmbH ist auf CRO-Management spezialisiert. Anfang 2008 wurde Dr. Ziegler zusätzlich der CRO und Geschäftsführer der RhönSprudel-Gruppe. Vita Dr Manfred Ziegler

Herr Ziegler, die aktuelle Wirtschaftskrise verbunden mit tief greifenden Veränderungen im Bereich der digitalen Kommunikation hat viele Unternehmen an den Rand der Insolvenz geführt. Wie sehen Sie die aktuelle Situation in Deutschland?

Dr. M. Ziegler:  Die weltwirtschaftliche Krise schlägt sich leider auch in den Unternehmenspleiten deutlich nieder. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2009 mussten 16.650 Firmen einen Insolvenzantrag stellen. Das entspricht einem Zuwachs von gut 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – 2008 waren es 14.570 Pleiten. Die immer noch schlechte Auftragslage und die langsam auslaufenden Konjunkturpakete der Bundesregierung stimmen mich zumindest für das erste Halbjahr 2010 eher skeptisch. Kreditversicherer wie Euler Hermes warnen – meines Erachtens zu Recht – davor, dass die Zahl an Insolvenzen 2010 wohl höher liegen wird als in diesem Jahr. Den Zeitpunkt zur Entwarnung sehe ich also keinesfalls für gekommen. Wichtig für Unternehmer ist es daher, rechtzeitig auf Veränderungen ihrer Geschäftssituation zu reagieren.

Mit Ihrer Firma conzima haben Sie sich auf Sanierungsfälle spezialisiert. Wie weit ist der CRO entfernt vom Insolvenzverwalter?

Dr. M. Ziegler:  Ziel der conzima GmbH ist es, Firmen nachhaltig neu zu positionieren. Das bedeutet, die Unternehmenswerte oder ‚Assets’ zu erhalten, anstatt Unternehmen in Krisen einfach zu ‚filetieren’ – eine Praxis, die in Deutschland leider die Regel ist. Unsere Herangehensweise lehnt sich dagegen an das amerikanische ‚Chapter 11’-Verfahren an. Dies erlaubt es, Unternehmen als Ganzes zu erhalten und langfristig am Markt vernünftig zu positionieren. Unsere Perspektive ist deshalb nachhaltiger und positiver als die eines Insolvenzverwalters: Wir versuchen nicht, ein Unternehmen möglichst reibungslos ‚abzuwickeln’ – wir wollen es langfristig neu aufstellen.

Welches sind die Kernkompetenzen eines „Chief Restructuring Officers“ – Skizzieren Sie doch einmal kurz die Arbeit eines CRO – uns interessiert besonders die Rolle der „Alles in einem Funktion“ mit uneingeschränkter Handlungsvollmacht oder ist der CRO auch eher der beratende Experte an der Seite des CEO oder CFO?

Dr. M. Ziegler: Ein CRO ist in Linienverantwortung tätig, er ist während seiner gesamten Auftragszeit in erster Linie dem Gesellschafter, aber auch seinen Finanzierungspartnern, den Mitarbeitern, den Lieferanten und natürlich dem Kunden und damit letztendlich der Gesellschaft verpflichtet. Seine Tätigkeit liegt meist im operativen Geschäft. Wir verwirklichen ein bestehendes oder erarbeitetes Sanierungskonzept und setzen ein Unternehmen wieder auf ein solides Fundament. Dabei gehen wir in drei Stufen vor: Am Anfang steht eine Analyse der aktuellen finanziellen Situation des jeweiligen Unternehmens, die Klarheit über Liquiditätsbedarf sowie interne und externe Kapitalquellen verschafft. Weitere Direktmaßnahmen dienen der Verhinderung zusätzlicher Ausgaben, etwa das Sperren nicht notwendiger Investitionen. Auch das Gewinnen neuer Finanzmittel durch Dritte fällt in diesen Abschnitt. Zweitens kümmern wir uns um wichtige Umstrukturierungen im Unternehmen. Das betrifft sowohl Portfolio als auch interne Abläufe wie Marketing, Vertrieb und Personal. „Harte Schritte“ sind dabei manchmal unausweichlich. Hier profitiert das bestehende Management von den weitreichenden Kompetenzen des CRO’s, der ihm diese unangenehmen Maßnahmen abnimmt. Am Ende eines Auftrages steht die zukunftsfähige Neuausrichtung des Unternehmens. Hier entwickelt der CRO mit seinem Klienten eine Vorstellung davon, wo das Unternehmen in einigen Jahren stehen will, welche Geschäftsfelder in dieser Zukunft eine Rolle spielen werden oder welche in den nächsten Jahren aufgegeben werden sollten.

Wie erfolgt die Vergütung bei der Beauftragung eines CRO? Welche unterschiedlichen Modelle zeigt die Praxis? Agiert ein CRO allein oder mit einem Team?

Dr. M. Ziegler: CRO’s werden meist auf Basis von Monats- oder Jahressätzen bezahlt, können aber auch in Ausnahmefällen in Tagessätzen entlohnt werden. Die Tages-, Monats- oder Jahressätze liegen auf dem Niveau vergleichbarer Vergütungen für Geschäftsführer oder Vorstände. Die unterschiedlichen Sätze erklären sich aus den verschiedenen Verantwortungsbereichen, Unternehmensgrößen und den Erfolgsaussichten des Mandats. Ein Teil des CRO-Gehaltes sollte variabel sein und sich am Erfolg der jeweiligen Sanierung orientieren. Der CRO soll eine Sanierung nicht nur durchführen, sondern auch verkörpern und als universeller Ansprechpartner dienen. Deshalb ist ein großes Team eher hinderlich. Wichtig sind allerdings persönliche Kontakte zu Gesellschaftern und Finanzierungspartnern und – falls nötig – externe Fachberater.

Welche persönlichen Eigenschaften & Tugenden sehen Sie als unabdingbar für einen CRO?

Dr. M. Ziegler: Erfahrung im Umgang mit Krisen ist sicher die Kardinaltugend eines guten CRO’s. Je mehr Sanierungen er bereits absolviert hat, desto schneller findet er sich in die Gegebenheiten vor Ort ein. Die nächsten Schlüsselqualifikationen betreffen zwei oft widersprüchliche Bereiche: Durchsetzungsstärke und soziale Kompetenz. Einerseits muss ein CRO fähig sein, auch unpopuläre Maßnahmen wie Personalabbau konsequent durchzusetzen. Andererseits ist gerade aus diesem Grund ein ausgeprägtes soziales Fingerspitzengefühl nötig, um das gesamte Unternehmen – auch Personal oder Betriebsräte – in dieser schwierigen Phase einzubinden. Denn die erfolgreichsten Sanierungen sind die, bei denen das gesamte Unternehmen mitzieht. Übrigens erlebe ich gerade im aktuellen Umfeld der Wirtschaftskrise, wie diese Kompetenz immer wichtiger wird.

Wie lange ist in der Regel der Einsatz eines CRO notwendig?

Dr. M. Ziegler: Die Einsatzzeiten variieren relativ stark und liegen zwischen sechs Monaten und drei Jahren, können allerdings in Ausnahmefällen längerfristig erfolgen. Wenn eine Sanierung bereits weitgehend abgeschlossen ist, ist ein CRO oft nur an einem oder zwei Tagen pro Woche bei seinem Mandanten vor Ort.

Herr Dr. Ziegler, wir danken Ihnen ganz herzlich für Ihre Zeit.

weitere Informationen über conzima finden Sie in der Unternehmens-Präsentation conzima oder auf der Webseite von Conzima: www.conzima.de

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