Ergebnisse der Kienbaum Vergütungsstudie 2009 + Interview

kienbaum

In der Öffentlichkeit wurde in den vergangenen Wochen über die Höhe von Einkommen von Managern deutscher Großunternehmen viel diskutiert.  So wird gerne ein Zusammenhang zwischen steigenden Vergütungen und Entlassungen unterstellt, andererseits im internationalen Vergleich häufig ein durchschnittliches Maß in Deutschland festgestellt.  Aktuell haben sich die G20 Staaten mit dem Thema Bonuszahlungen an Manager beschäftigt und den Spielraum der variablen Vergütung gerade für den Finanzsektor reglementiert.

Christian Näser - Kienbaum Wir sprechen mit Christian Näser,  Partner und Mitglied der Geschäftsleitung von Kienbaum Management Consultants mit Schwerpunkt „Compensation Consulting“.

Kienbaum hat sich ja über Jahre hinweg einen weltweiten Namen gemacht, mit der Durch­führung der alljährlichen Studie zum Thema Manager-Vergütung.

Herr Näser schildern Sie uns doch den aktuellen Stand,  wie sich die  politische Situa­tion  zum Thema Managervergütung darstellt und welche Konsequenzen zu erwarten sind?

Christian Näser:

Schon in der Vergangenheit gab es Versuche, seitens der Politik, die Manager Vergütungen in den Griff zu bekommen. So stieg mit Vodafone und den Herren Esser & Ackermann der öffentliche Druck bereits gewaltig, welcher durch die Finanzmarktkrise ein neues Hoch er­reicht hat.

Leider sind durch diese Vorfälle die Manager in ihrer Gesamtheit zu einem gewissen Grade in Verruf geraten. Mit dem neuen „Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung“ (VorstAG) ist die Verfahrensweise bezüglich der Vergütungen insofern klar geregelt, auch wenn die Auslegung einiger Aussagen in Zukunft noch der Präzisierung bedarf. Auch Unternehmen, welche de jure von diesem neuen Gesetz nicht be­troffen sind, werden sich wohl in Zukunft tendenziell daran orientieren.

Das Gesetz spricht auch nicht von konkreten Obergrenzen. Kienbaum hält dies auch nicht für sinnvoll. Man würde hier doch ganz konkret in die Rechte der Eigner eingreifen. Die im Gesetz genannten Maßstäbe „Angemessenheit“ bzgl. des externen und internen Vergleichs sind sicher vernünftig, aber auch nicht völlig neu.

Ist Kienbaum als einer der weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet „Vergütungssysteme“ in die politische Diskussion involviert?

Christian Näser:

Durch das umfangreiche Datenmaterial, welches Kienbaum seit vielen Jahrzehnten speziell auf dem Gebiet der Top-Manager-Vergütung erhebt, veröffentlicht und zur Verfügung stellt, ist natürlich auch die politische Diskussion beeinflusst wor­den. So hat Kienbaum vor kurzem eine Studie zur Entwicklung der Vorstandsgehälter in den letzten 30 Jahren veröffentlicht.

Sie haben jüngst die alljährliche Kienbaum Vergütungsstudie 2009 vorgestellt. Was sind die Veränderungen und  Abweichungen?

Christian Näser:

Diese Studie bezieht sich weniger auf Konzerne, sondern sie beschäftigt sich vielmehr mit der Vielzahl von GmbH´s.

Wenn man sich diese Zahlen ansieht, dann bekommt das Ganze einen anderen Blickwinkel, denn das mittlere Gehalt eines Geschäftsführers von etwas größeren GmbH´s liegt bei 270.000 € Jahreseinkommen und sinkt bei kleineren GmbH´s auf unter 100.000 € Jahresein­kommen. Wobei die vielen kleinen Handwerker- und Produktionsbetriebe gar nicht erfasst sind. Wenn man alle Unternehmen berücksichtigen würde, ergäbe sich vermutlich für einen Geschäftsführer ein Jahreseinkommen von deutlich unter 100.000 €.

Ergebnis der Untersuchung war eine Stagnation der Gesamtbezüge von 2008 auf 2009, wo­bei die Grundgehälter leicht um ca. 2 bis 3 % gestiegen sind, dagegen die Tantiemen aber gesunken sind. Dazu muss man wissen, dass die Befragung im Frühjahr durchgeführt wird. Sie bezieht sich demnach auf Grundgehälter aus 2009, die Tantiemezahlungen beziehen sich aber auf 2008, die dann im Frühjahr 2009 ausgezahlt werden. Da das Jahr 2008 aber flächendeckend noch nicht so katastrophal war wie das Jahr 2009 vermutlich sein wird, prognostizieren wir für das Jahr 2010 (Grundgehälter 2010 plus Tantiemen für 2009) ein weiteres deutliches Ab­sinken der Gesamtbezüge von Geschäftsführern.

Wie interpretieren Sie diese Spreizung zwischen 270.000 € und 120.000 €?

Christian Näser:

Kienbaum beobachtet seit über 40 Jahren die Gehälter von Geschäftsführern und auch an­deren Funktionsinhabern. Ein wesentliches Gestaltungsmerkmal der Vergütungshöhe bildet dabei die Größe des Unternehmens. Insofern ist die Spreizung von 270.000 € und mehr auf der einen Seite bis 120.000 € und weniger auf der anderen Seite im Wesentlichen durch die Größe des von dem Geschäftsführer geführten Unternehmens bestimmt.

Spielt das Thema Regionalität bei Ihrer Vergütungsstudie eine Rolle?

Christian Näser:

Je höher die Hierarchie desto mehr verwischen regionale Aspekte. Aber München, Frankfurt,  Hamburg und andere Ballungsräume zahlen schon höhere Grundgehälter als beispielsweise Firmen im flachen Land. Da sind durchaus 10 bis 15 % Aufschlag möglich.

Und wir haben nach wie vor ein Ost/West- Gefälle, wobei sich dies mit zunehmender Hierarchie-Ebene angleicht.

Wo sehen Sie die perspektivisch die größten Zuwächse für das kommende Jahr?

Christian Näser:

Die Auswirkungen sind natürlich von Unternehmen zu Unternehmen und von Branche zu Branche sehr unterschiedlich. Einige Branchen (wie vor allem in der Industrie) leiden mehr als andere. Insgesamt wird aber ein Rückgang der Gesamtvergütung prognostiziert. Das vor allem dann, wenn die Tantiemeregelungen richtig (auf erfolgsorientierter Basis) ausgestaltet sind.

Welche Trends und Entwicklungen sehen Sie generell für die nächsten 2 Jahre?

Christian Näser:

Ein deutlicher Trend ist, dass der variable Anteil stetig steigt. Lag er im Unternehmen mittlerer Größe vor cirka 10 Jahren noch bei cirka 25 %, so liegt er heute bei cirka 35 %.

Die Tantiemeregelungen sind mehr und mehr an Erfolgsgrößen orientiert. GoodWill-Prämien gibt es so gut wie gar nicht mehr.

Das VorstAG trifft auch Aussagen zur Nachhaltigkeit von Tantiemeregelungen.

Viele Firmen sind schon seit einiger Zeit dabei, ihre Tantieme-Systeme nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig zu gestalten. Durch das Gesetz wird dieser Trend sicher eine wei­tere Beschleunigung erfahren.

Ein weiterer Trend ist die „Verschlankung“ bei der Ausgestaltung der Pensions- und Alters­vorsorgeregelungen.

Herr Näser wir danken Ihnen für das Gespräch. Eine Zusammenfassung der aktuellen Ver­gütungs-Studie lässt sich hier herunterladen.  Download: Kienbaumvergütungsstudi

Christian Näser , Mitglied der Geschäftsleitung / Director und Partner

Kienbaum Management Consultants GmbH

Ahlefelder Straße 47, 51645 Gummersbach

Telefon:     +49 (2261) 7 03-6 08,  Fax:     +49 (2261) 7 03-6 26

mailto: [email protected] , http://www.kienbaum.de

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