Die Weltwirtschaftskrise forderte ihren Tribut  besonders in den deutschsprachigen Vorstandsetagen. Mehr als jeder  fünfte Vorstandsvorsitzende (CEO) dieser Region musste 2009 seinen  Posten freiwillig oder gezwungenermaßen räumen. Mit 21,3% liegt die  Wechselquote auf einem historischen Höchststand sowie 4,3% über dem  Vorjahreswert. Damit nimmt der deutschsprachige Raum sowohl im  europäischen als auch im weltweiten Kontext eine absolute Sonderrolle  ein.
         
         Europaweit hielt sich die CEO-Wechselquote mit 15,2% (Vorjahr 15,1%)  weitgehend stabil, ebenso wie der weltweite Wert mit 14,3% (Vorjahr  14,4%). Während im globalen Vergleich der Anteil der unfreiwilligen  CEO-Wechsel mit 23% auf den tiefsten Stand seit 2003 zurückging,  erfolgte im deutschsprachigen Raum ein Drittel der Demissionen  unfreiwillig, beispielsweise wegen mangelnder Performance.
         
         Das sind die zentralen Ergebnisse der „CEO-Succession“-Studie der  internationalen Strategieberatung Booz & Company. Diese untersucht  die Veränderungen in den Top-Positionen der 2.500 weltweit größten  börsennotierten Unternehmen zum neunten Mal und analysiert langfristige  Trends und Entwicklungen durch den Vergleich der Daten aus mittlerweile  zehn aufeinanderfolgenden Jahren.
        
         
          Globale Konvergenz und erhöhter  Leistungsdruck
         
         
         
         
         Die Studie beleuchtet zwei weltweit geltende, aktuelle Trends:  Aufsichtsräte wählen erstens für Spitzenjobs immer häufiger interne  Kandidaten („Insider“) und räumen diesen zweitens immer weniger Zeit  ein, um die entscheidenden, quantitativ messbaren Ergebnisse zu liefern.  So verkürzte sich die durchschnittliche Amtszeit im vergangenen  Jahrzehnt von 8,1 auf 6,3 Jahre. „Neue CEOs müssen heute innerhalb  kürzester Zeit die kriegsentscheidende Strategie entwickeln. Diese muss  kurzfristig den Gewinnerwartungen der Aktionäre gerecht werden sowie  langfristig Marktanteile und Wachstum sichern“, kommentiert Stefan  Eikelmann, Sprecher der Geschäftsführung im deutschsprachigen Raum von  Booz & Company. “Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass  Spitzenleuten mit einer langen Historie im Unternehmen und  entsprechender Erfahrung die besseren Voraussetzungen für die  strategischen Herausforderungen der CEO-Position zugetraut werden.” So  gaben Aufsichtsräte seit der Jahrtausendwende in 80% der  CEO-Nominierungen Eigengewächsen den Vorzug gegenüber  Unternehmensfremden (“Outsider”).
         
         Zu Recht – wie sich zeigt: Diese erzielten in den vergangenen sieben  Jahren marktbereinigt eine durchschnittliche Aktienrendite von 2,5%.  Dagegen erwirtschafteten die Outsider auf dem CEO-Posten für ihre  Anteilseigner lediglich eine Durchschnittsrendite von 1,8%.
        
         
          Im deutschsprachigen Raum performen  Outsider besser als Insider
         
         
         Allerdings scheint sich der deutschsprachige Raum zumindest kurzfristig  auch bei diesem Thema vom internationalen Trend abzukoppeln. So  erzielten CEOs, die von einem anderen Unternehmen auf den Spitzenposten  wechselten, in den vergangenen drei Jahren deutlich bessere Ergebnisse  als Vorstandsvorsitzende, die ihre Karriere innerhalb des Unternehmens  begannen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz erzielten  Outsider-CEOs, die 2009 von der Unternehmensspitze ausschieden, eine  durchschnittliche Aktienrendite von 8,8%. Damit liegen sie 4,3% höher  als Insider-CEOs (Differenz 2008: 6% bzw. 2007: 4,5%).
        
         
          Neues Spitzenpersonal für Finanz- und  Telekommunikationsindustrie
         
         
         Die weltweit heißesten Stühle standen letztes Jahr in den  Vorstandsetagen der internationalen Banken und Versicherungen. 17,2% der  CEOs des Finanzsektors mussten 2009 ihren Schreibtisch räumen. Ein  knappes Drittel davon (5,3%) unfreiwillig sowie vor Ablauf der  Vertragslaufzeit. Im Vergleich dazu erwies sich der Pharma- und  Healthcare-Bereich geradezu als Hort der Stabilität: Lediglich 10,3% des  weltweiten Spitzenpersonals wechselten – und nur 0,6% davon gingen  unfreiwillig. Mit einer Wechselquote von 16,9% im Zehn-Jahresschnitt  erweist sich der Telekommunikationssektor als die weltweit  wechselintensivste und unberechenbarste Branche: Jeder zweite dieser  Abgänge erfolgte unfreiwillig vor Ablauf der eigentlichen  Vertragslaufzeit.
        
In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden im vergangenen Jahr in der Telekommunikations-, Energie- und Konsumgüterindustrie besonders viele neue CEOs installiert. Ihre Vorgänger bekleideten den Posten branchenübergreifend durchschnittlich 6,7 Jahre, waren beim Amtsantritt 48,9 Jahre alt und 55,7 Jahre beim Ausscheiden.
Während 2009 vor allem die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise bewältigt werden mussten, stehen nun bei den meisten Unternehmen wieder Wachstums- und Internationalisierungsstrategien auf der CEO-Agenda.”Schönwetterkapitäne sind in den letzten drei Jahren von Bord gegangen. Die aktuelle, krisengestählte CEO-Generation muss nun die Balance zwischen Kosten- und Prozessoptimierung sowie wachstumsorientierter Strategienetwicklung finden”, so Eikelmann.
Weitere Informationen zur “Global CEO-Succession”-Studie von Booz & Company finden Sie hier >
Die Absatzwirtschaft schreibt dazu:
Der Druck auf Chefs – egal ob im Sport oder Unternehmen – ist gestiegen. “CEOs müssen heute in kürzerer Zeit schneller Ergebnisse liefern”, sagt Eikelmann. Personalexperte und Headhunter von Egon Zehnder International Schmettow bestätigt: “Ein CEO hat heute keine Schonfrist. Die Uhr tickt lange vor den sprichwörtlichen ersten 100 Tagen.”
80 Prozent der CEOs sind Eigengewächse
Allerdings halten beide Manager sechs bis sieben Jahre als Vorstandschef für völlig ausreichend. “Nicht zu lang, um ,betriebsblind? zu werden, aber lang genug, um etwas bewegen zu können”, findet von Schmettow. Siemens trage bereits nach knapp drei Jahren die Handschrift von Peter Löscher, meint Eikelmann. Auch Rorsted habe Henkel nach einem Jahr bereits seinen so prägenden wie überzeugenden Stempel aufgedrückt.
         Löscher ist als Chef, der von außen kam, in der Minderheit. Weltweit werden 80 Prozent der Chefposten intern besetzt. “Solche Eigengewächse sind im Vorteil. Sie wissen, wie das Unternehmen tickt, und können Strategien schneller umsetzen”, beobachtet Eikelmann. CEOs von extern bringen zwar frischen Wind hinein. Allerdings konnten sie sich laut Studie im Schnitt zwei Jahre kürzer auf dem Chefsessel halten als Chefs von intern. Und sie mussten häufiger wegen schlechter Leistungen vorzeitig gehen.
         
        
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